Keep it simple! – Frugale Innovationen
Hand aufs Herz: Wie viele Programme an deiner Waschmaschine hast du noch nie genutzt? Musstest du auch schon mal einen neuen Laptop oder ein neues Handy kaufen, weil die vollkommen intakte Hardware zu alt für die aktuellen Betriebssysteme und Programme ist? Hast du auch schonmal vor einer Mikrowelle gestanden und dich gefragt, welches der zehn Programme denn nun dein gestriges Abendessen aufwärmt? Wirklich nachhaltig ist das natürlich nicht. Bei der Entwicklung von Sachgütern spielen Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz noch immer nicht oft genug eine Rolle.
Viele Gegenstände und Produkte in unserem Alltag haben eine unendliche Fülle von Funktionen, die am Ende niemand nutzt. Nicht selten sind die Produkte gerade durch diese vielen, später ungenutzten Funktionen teurer, anfälliger, komplizierter und wenig am tatsächlichen Nutzer*innenbedarf orientiert. Die führenden Unternehmen der Welt konzentrieren sich zunehmend auf Luxusprodukte und überladene Innovationen für High-Income Länder. Lösungen, die erschwinglich sind und genau das tun, was Nutzer*innen brauchen fehlen dagegen (Krohn (2022), S. 38 f). Genau solche Innovationen – frugale Innovationen – sind aber essentiell für eine nachhaltige Entwicklung, die ökologische, soziale und ökonomische Ziele gleichermaßen befriedigen kann. Sie stellen allerdings das Wachstumsparadigma der Wirtschaft auf den Kopf, indem sie fragen: Welche Schäden an Mensch und Umwelt wollen wir uns als Gesellschaft für welche Sachgüter leisten? (Wohlfart et al. (2016), S. 5f)
“FRUGAL” ist auch ein Akronym
F = functional
R = robust
U = user friendly
G = growing
A = affordable
L = local
Eigentlich bedeutet das Wort „frugal“ einfach, schlicht oder karg.
Doch im Kontext der „Frugalen Innovation“ erhält es eine zusätzliche Bedeutung.
Als Akronym beschreibt es die Kernprinzipien der Frugalen Innovation.
Zur bedarfsorientierten und nachhaltigen Wirtschaft
Aber wie kommen wir von einer verschwenderischen Wirtschaft zu einer bedarfsorientierten und nachhaltigen Wirtschaft? Und was kannst du dabei tun? Arbeitest du im produzierenden Gewerbe? Sprich doch deine F& E-Abteilung an und frag sie, ob sie schon mal was von frugalen Innovationen gehört hat. Studierst du noch? Schau dich im Angebot deiner Uni nach entsprechenden Lehrveranstaltungen um. Fehlen die, hake einfach mal nach warum. Du brauchst ein neues Gerät, z. B. ein Handy? Dann hör dich doch mal um, vielleicht gibt es ja schon schlaue Alternativen, die auf das nötigste reduziert sind oder Reparaturen erlauben.
Hinweis: Dieser Beitrag ist in ähnlicher Form zunächst auf www.nachhaltigkeitsradar.nrw erschienen.
Krohn, Malte (2022): The Crucial Role of Mindsets in Innovation Efforts. Opening the Black Box in the Context of Frugal Innovation. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-39970-2. Springer Gabler Wiesbaden.
Wohlfart, Liza/ Bünger, Mark/ Lang-Koetz, Claus/ Wagner, Frank (2016): Corporate and Grassroot Frugal Innovation: A Comparison of Top-Down and Bottom-Up Strategies. URL: https://www.engineering-produktion.iao.fraunhofer.de/content/dam/iao/tim/Dokumente/Wohlfart_et_al_TIMReview_April2016.pdf. In: Technology Innovation Management Review, April 2016, Volume 6, Issue 4. (zul. abg.: 22.02.2023).
Verfassende
Eva-Maria Goertz, Junior Researcherin im Forschungsbereich Stoffkreisläufe am Wuppertal Institut
Dr. Holger Berg, stellv. Abteilungsleiter Kreislaufwirtschaft und Co-Leiter des Forschungsbereichs Digitale Transformation am Wuppertal Institut