Kreative und nachhaltige Ideen beim Festival der Taten
Bunt ist es im Musensaal des Congress Centers Rosengarten in der Mannheimer Innenstadt – farbige Sitzwürfel, bunte Lichtprojektionen und Plakate zieren den Saal. Gespannt und erwartungsvoll schauen 85 junge Menschen auf die Bühne. Gleich geht es los, das Festival der Taten, bei dem sich an eineinhalb Tagen alles um die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung dreht. Unter den Teilnehmenden sind Schülerinnen und Schüler, Auszubildende, Studierende und Berufstätige zwischen 16 und 35 Jahren.
Bei einem Kennenlernspiel laufen die Teilnehmenden kreuz und quer durch den Raum, bleiben auf ein Signal hin stehen und erzählen der Personen neben ihnen, was sie zum Festival der Taten führt. Nach dem Speed-Dating finden sich die Teilnehmenden mit Menschen zusammen, die sich für dasselbe Ziel einsetzen möchten. So entstehen zehn Gruppen, die sich beispielsweise mit Ziel 4 Hochwertige Bildung oder Ziel 13 Maßnahmen zum Klimaschutz befassen und kreative Projektideen erarbeiten.
Eine Gruppe setzt sich mit Ziel 3 Gesundheit und Wohlergehen auseinander. Gemeinsam mit Trainer Phil – jeder Gruppe stehen erfahrene Design Thinking-Trainerinnen und -Trainer zur Seite – gehen sie in den Workshop-Raum: An den Wänden sind neonfarbene Rahmen aufgeklebt, auf Tischen liegen bunte Post-its und Stifte. Die Gruppe teilt sich noch einmal in zwei kleinere Gruppen auf und innerhalb kürzester Zeit sind die Rahmen mit Post-its gefüllt, auf denen Schlagworte zum Thema stehen. Phil begleitet den Prozess der Ideenfindung – leitet an, gibt hilfreiche Tipps und unterstützt praktisch.
Ebru vom Johanna-Geissmar-Gymnasium in Mannheim betont: „Ich finde das Festival der Taten echt toll. Besonders gefällt mir, dass ich mich hier mit Menschen unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen Lebenssituationen austauschen kann.“
Nach der Ideen-Phase geht es ans Basteln. Auf Tischen liegen alte Stoffreste, buntes Papier, Knöpfe, Glitzerstifte, Kartons, Pfeifenreiniger, Watte und vieles mehr. Daraus bauen die Teilnehmenden Prototypen und Modelle zu ihren Ideen. Innerhalb kürzester Zeit entstehen überdimensionale Papier-Smartphones, menschengroße Pappfiguren und bunte Plakate, die die entwickelten Ideen veranschaulichen. In den Pausen tauschen sich die Teilnehmenden angeregt aus, erzählen einander begeistert von ihren Ideen und Erlebnissen in der Arbeitsgruppe.
Am zweiten Tag präsentieren die Gruppen ihre Ideen anhand der Prototypen auf der großen Bühne im Musensaal. Anschaulich stellt eine Frauengruppe ihr Projekt Gender Bread Women zu Ziel 5 Geschlechtergleichheit vor. Sie setzen sich dafür ein, dass Erzieherinnen und Erzieher, die in Kindertagesstätten arbeiten, Workshops zum Thema Geschlechtsidentität besuchen und über Geschlechter-Klischees aufgeklärt werden. Damit soll bereits in Kindertagesstätten Rollendenken entgegengewirkt werden.
Mit einem Rollenspiel beginnt eine andere Gruppe ihre Präsentation: Zwei Männer sitzen in einer Kneipe und lesen aus Langeweile, was auf ihren Bierdeckeln steht. Darauf wird Werbung für nachhaltige Energie gemacht. Die Idee der Gruppe ist es, Fakten zu Ziel 7 Bezahlbare und saubere Energie auf Bierdeckel zu drucken und so dazu anzuregen, zu einem Ökostromanbieter zu wechseln.
Eine weitere Idee stellt Sarah mit dem Projekt Local Heroes vor, das sie gemeinsam mit ihrer Gruppe zu Ziel 11 Nachhaltige Städte und Gemeinden entwickelt hat. Mithilfe einer App sollen Mannheimer Bürgerinnen und Bürger Projekte auswählen können, an denen sie gemeinsam mit anderen Mannheimerinnen und Mannheimern arbeiten wollen. Dabei kann es sich um Müllsammelaktionen oder Urban Gardening- Projekte handeln – Hauptsache es hat etwas mit Nachhaltigkeit zu tun und passiert in Gemeinschaft.
Feedback bekommen die jungen Menschen direkt vom Publikum mit dem digitalen Abstimmungsprogramm Mentimeter. Aber auch ausgewählte Mentorinnen und Mentoren vom TSG Hoffenheim, Stadt Mannheim, IFOK, Klimaschutzagentur und Engagement Global melden sich zu Wort - geben Anregungen und Tipps, wie man die Idee weiterentwickeln und mit wem man sich vernetzen kann.
Manche Ideen begeistern direkt. „Die App Local Heroes ist eine wirkliche klasse Idee, die ich gerne mit euch umsetzen möchte“, sagt Christian Hübel vom Urban Thinkers Campus Mannheim.
Zum Abschluss des Festivals der Taten spornt Christian Mäntele vom Team #17Ziele die jungen Leute nochmal richtig an: „Vernetzt euch, tauscht Nummern aus und fangt so schnell wie möglich an, eure großartigen Ideen in die Tat umzusetzen. Am besten innerhalb der nächsten drei Tage.“ Denn er weiß, wer direkt loslegt, hat große Chancen etwas zu bewegen.