Deutschland 2030: Haben wir jetzt einen Plan?
Schon gewusst? Die Bundesregierung hat einen Plan für die nachhaltige Entwicklung unseres Landes bis 2030. Erstmals wurde eine Nachhaltigkeitsstrategie in Deutschland 2002 beschlossen. Nun wurde die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie umfassend überarbeitet und am 10. März 2021 veröffentlicht. Das neue 365 Seiten umfassende Dokument soll den wesentlichen „Rahmen für die Umsetzung der Agenda 20301 in, durch und mit Deutschland“2 bilden, also das Erreichen der 17 Ziele nachhaltiger Entwicklung. So prominent sich das auch anhört, die wenigsten haben jedoch etwas von dieser Strategie gehört und in vielen Ministerien spielt sie keine oder eine Nebenrolle. Dabei steht im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD, dass die „Umsetzung der Agenda 2030 und die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung […] Maßstab des Regierungshandelns“3 sowie „Richtschnur deutscher Politik“4 sei. Die Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie müsste also als übergeordnete Strategie der Bundesregierung angesehen und dementsprechend der breiten Bevölkerung kommuniziert werden. Es lohnt sich, mal einen Blick in die Strategie zu werfen. Man erfährt zum Beispiel, wo wir mit dem Ausbau erneuerbarer Energie stehen oder wie stark wir mit unserem Konsum die globale Umwelt in Anspruch nehmen. Doch was sind die entscheidenden neuen Punkte der überarbeiteten Strategie?
Wenden und Hebel für eine nachhaltige Zukunft
Die Strategie zeigt erstmals auf, welche Schlüsseltransformationen (Wenden)5 erforderlich sind und mit welchen Hebeln6 sie umgesetzt werden können, um die globalen Nachhaltigkeitsziele doch noch bis 2030 zu erreichen.
Off-Track-Indikatoren als Ansporn für Kurskorrekturen
Die Bundesregierung hatte im Dezember 2019 erstmals eine Liste sogenannter Off-Track-Indikatoren vorgelegt, also Bereiche, wo Deutschland die gesetzten Ziele deutlich verfehlen könnte oder sich sogar in die falsche Richtung bewegt, von gleichen Bildungschancen über Energieverbrauch im Verkehr bis zu Artenvielfalt. Die neue Strategie greift diesen Ansatz auf. Sie ordnet die immer noch 25 Off-Track-Bereiche den sechs Schlüsseltransformationen zu und benennt insgesamt 43 Maßnahmen, um eine Kurskorrektur zu bewirken (vgl. Grafik).
Auch wenn Deutschland Fortschritte gemacht hat, so ist es entscheidend zu schauen, wo Deutschland im Bereich der nachhaltigen Entwicklung Nachholbedarf hat. Die unten angehängte Grafik zeigt die identifizierten Off-Track-Indikatoren, ordnet sie den Transformationsbereichen zu und weist auf Maßnahmen hin, um Deutschland „On-Track“ zu bekommen. Auch wenn für die Umsetzung politische Vorgaben notwendig sind, so kann sich jede/r Bürger*in einbringen und einen Teil zur nachhaltigen Entwicklung beitragen.
Und welche Rolle spiele ich dabei?
Unsere Entscheidungen tragen erheblich dazu bei, die genannten Transformationen umzusetzen. Wir könnten zum Beispiel verstärkt in unsere Bildung investieren, unseren Strom aus erneuerbaren Energien beziehen, nachhaltigere Produkte kaufen, sie reparieren und wiederverwenden, auf klimafreundliche Fortbewegungsmittel umsteigen, uns bewusster ernähren und die von uns produzierten Schadstoffe reduzieren. Ist alles auf einmal zu viel verlangt? Vielleicht, wenn wir uns den notwendigen Transformationen bewusst werden fällt es uns leichter, diese in unserem Alltag umzusetzen. Die Realisierung nachhaltiger Entwicklung ist ein Gemeinschaftswerk und kann nicht allein Entscheidungsträger*innen überlassen werden.
4 ebenda S. 18.
5 Menschliches Wohlbefinden und Fähigkeiten, soziale Gerechtigkeit; Energiewende und Klimaschutz; Kreislaufwirtschaft; Nachhaltiges Bauen und Verkehrswende; Nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme; Schadstofffreie Umwelt.
6 Governance; Gesellschaftliche Mobilisierung und Teilhabe; Finanzen; Forschung, Innovation, Digitalisierung; Internationale Verantwortung und Zusammenarbeit.
Verfasser:
Dominic Kranholdt, SDSN Germany