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Dein – Mein – Unser Beitrag zu den SDGs während der Corona-Pandemie (Teil 2)

Vor fünf Jahren haben wir – die Vereinten Nationen – die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) verabschiedet. Diese sollen unsere Welt – unsere Gesellschaft, Ökonomie und Ökologie – zu einer nachhaltigen Entwicklung befähigen. Ebendiese Welt blickt momentan neben der Klimakrise jedoch einer weiteren Krise ins Auge: Der Covid-19-Pandemie (Coronavirus, SARS-CoV-2). Ohne die Gefahren, Schicksale und Verluste zu ignorieren, fragen wir uns: Gibt es bei all´ den Einbußen und Verlusten auch positive Seiten? Können und sollten wir uns fragen: Was lernen wir? Was können wir selber tun? In diesem Licht diskutieren wir die Covid-19-Pandemie entlang der 17 SDGs, primär mit Blick auf Deutschland. Hier beschäftigen wir uns nun mit den Zielen 6 bis 12.

Händewaschen – unsere neue Lieblingsbeschäftigung? Wenn wir eine Sache aus der Corona-Pandemie lernen, dann ist es wohl wie man sich richtig die Hände wäscht. Nie zuvor waren wir so sensibilisiert über die Hygienemaßnahmen, die im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus so wichtig sind. Wir befinden uns in Deutschland in der glücklichen Lage ausreichend sauberes Wasser und Seife zu haben. Leider sieht das in vielen anderen Ländern anders aus: Weltweit können sich schätzungsweise drei Milliarden Menschen zu Hause nicht richtig die Hände waschen – es fehlt schlichtweg an fließendem Wasser und Seife.[1] Hier ist vor allem finanzielle, infrastrukturelle und logistische Hilfe notwendig. Du willst helfen? Auf Spendenplattformen wie z. B. betterplace.org gibt es viele Kampagnen zur Corona-Nothilfe, die du unterstützen kannst. Hier macht dein Geld wirklich einen Unterschied.

https://www.betterplace.org/de/discover-projects?q=seife&categoryId=55

Über die Hälfte der Stromerzeugung in Deutschland kommt aus erneuerbaren Energieträgern.[2] Das ist ein erfreuliches Ergebnis im Hinblick auf die Klimaziele. Jedoch werden aktuell Stimmen laut, die für die Dauer der Corona-Pandemie die Förderung erneuerbarer Energien (EE) ablehnen.[3] Klar ist aber, einer zukunftsträchtigen Industrie erheblichen Schaden zuzufügen ist eindeutig der falsche Weg. Die Internationale Energieagentur (IEA) sieht EE sogar als zentrales Mittel, um die Konjunktur in Zeiten der Pandemie anzukurbeln. Anstatt die Schäden der Pandemie noch zu verschlimmern, sollte die Krise zur nachhaltigen Neujustierung unseres Energie- und Wirtschaftssystems genutzt werden.[4] Das gilt auf Regierungsebene ebenso wie im privaten Leben. Du wolltest schon lange den Stromanbieter wechseln und grünen Strom beziehen? Dann ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt!

Was bedeutet für dich Wohlstand? Ein hohes Bruttoinlandsprodukt? Oder doch eher Gesundheit, Familie und Glück? Als Antwort auf die wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise haben sich Bund und Länder auf ein 600 Mrd. Euro „Corona-Schutzschild“ geeinigt[5]. Eine Menge Geld, die Verteilung ist aber noch nicht abschließend geklärt. Klar ist jedoch: Nicht-klimaneutrale Investitionen führen langfristig zu noch größeren Schäden, weshalb wir gerade jetzt ein Zusammendenken des Dreiklangs Pandemie, Klima und Soziales brauchen. Denn Geld alleine macht uns nicht glücklich. Du findest keinen Studenten-Job in der Gastro? Versuche es als Erntehelfer! Online-Portale wie www.daslandhilft.de und www.saisonarbeit-in-deutschland.de zeigen wo helfende Hände gebraucht werden. In deiner Nachbarschaft fällt Gartenarbeit an? Durch simple Taten der Solidarität kannst auch du in Covid-19-Zeiten etwas für deinen eigenen Wohlstand und den deiner Mitmenschen tun.

Bist auch du wegen der Covid-19-Pandemie im Home Office? Durch den digitalen Wandel haben wir die Möglichkeit unsere Arbeitswelt in Sachen Nachhaltigkeit deutlich zu verbessern. [6] Statt mit dem Auto zur Arbeit zu fahren und zu Meetings zu fliegen nutzen wir Tele- und Videokonferenzen und stellen fest: So arbeitet es sich sogar teils effizienter. Und auch zuhause führt die Corona-bedingte Schließung vieler Läden dazu, dass wir kreativer werden. Hast du nicht auch dieses eine DIY-Projekt, was du schon immer angehen wolltest? Oder die Jeans, die eigentlich nicht mehr cool ist und der du jetzt einen Used-Look verpassen willst? Die Pandemie zwingt uns neu zu denken und schnell fällt auf: es geht auch anders - es geht auch nachhaltiger.

Risikogruppen wegsperren? Die Bunderegierung hat sich klar gegen eine zweigeteilte Gesellschaft ausgesprochen, denn gerade in Zeiten einer Pandemie ist Solidarität und Zusammenhalt essentiell: Infektionsketten durchbrechen um andere zu schützen und denjenigen Dank zollen, die in erster Reihe gegen das Virus kämpfen. Du willst anderen Menschen Mut machen und Solidarität zeigen? Auf Instagram kannst du dies z. B. mit den Hashtags #wirbleibenzuhause und #stayathome tun. Oder du schaust, ob dein Lieblingscafé Gutscheine verkauft, die du nach dem Virus einlösen kannst. Eine Welt, die in dieser Zeit unsere Menschlichkeit erfährt, wird uns nach der Pandemie mit offenem Armen wiederempfangen.

Kein Straßenlärm, keine Staus und bessere Luftqualität – als Städter fast undenkbar. Doch die Reiseeinschränkungen in der Coronakrise haben sowohl in Deutschland als auch international durch den starken Rückgang von Flug- und Schiffverkehr einen äußerst positiven Effekt auf Natur und Umwelt. Auch wenn nun vielleicht ein lange geplanter Urlaub ausfällt, so bietet dir diese Pandemie doch die Möglichkeit deinen Lebensstil zu hinterfragen, unnötige (Geschäfts-)reisen auch in Zukunft zu reduzieren und wieder die Schönheit der heimischen Natur mit ihren Wäldern, Seen und Bergen zu entdecken – vielleicht sogar mit dem Rad? Falls du noch keins hast, kannst du online günstig gebrauchte Fahrräder finden. Damit kannst du dann deine Umgebung erkunden und nach der Pandemie zur Arbeit düsen – macht fit, spart Geld und du tust was für das Klima in deiner Stadt. Win-win-win-Situation!

Shoppen als Hobby – Covid-19 führt uns gerade deutlich vor Augen, was wir wirklich brauchen und was nicht. Der Einzelhandel ist zum Teil noch eingeschränkt, Kleidung und Co. vermehrt übers Internet zu bestellen. Partys, Konzerte und Festivals sind abgesagt. Vielleicht bleibt auch bei dir am Monatsende nun mehr Geld übrig als sonst. Was tun mit dem Gesparten? In Zeiten des Überflusses, langen Lieferketten und Dumpinglöhnen müssen wir uns fragen, wie wir unsere Bedürfnisse in Zukunft befriedigen wollen. Trotz der Pandemie sind wir in Deutschland gut versorgt und können uns „den Luxus“ erlauben Nachhaltigkeit und Regionalität als Kaufkriterien einzubeziehen. Schau doch mal bei den kleinen Läden in deiner Umgebung nach – viele haben in Zeiten der Krise Online-Shops eingerichtet und freuen sich über jede Unterstützung.

Dieser Blogbeitrag soll weder die gesundheitlichen noch die gesellschaftlichen und ökonomischen Risiken und Belastungen ignorieren. Er soll aber Mut machen – Mut machen, dass zu Hause zu bleiben gar nicht so schlimm ist – Mut machen, dass wir auf dem richtigen Weg sind – Mut machen, dass an einem Tag ein neues und vielleicht auch besseres „Normal“ auf uns wartet

Einen weiterführenden Diskussionsimpuls findest du hier: Schostok, Dorothea (2020): Covid-19 im Licht der Sustainable Development Goals. Wuppertal Institut (Hrsg.)

Du hast Interesse an mehr? Hier findest du weitere Diskussionsbeiträge zur CoronaTransformation oder schau mal in den Zukunftsblog.

 

Quellen:

[1] Vereinte Nationen (2019): The Sustainable Development Goals Report 2019. https://unstats.un.org/sdgs/report/2019/

[2] Fraunhofer ISE (2020): Täglicher Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung in Deutschland in 2020. https://www.energy-charts.de/ren_share_de.htm?source=ren-share&period=daily&year=2020

[3] Deutscher Bundestag (Hrsg., 2020): Aussetzen von Klimaschutzmaßnahmen. Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit/Antrag - 25.03.2020 (hib 325/2020). https://www.bundestag.de/presse/hib/689194-689194

[4] IEA – International Energy Agency (Hrsg., 2020): Put clean energy at the heart of stimulus plans to counter the coronavirus crisis. Autor: Fatih Birol, Executive Director IEA. 14.03.2020. https://www.iea.org/commentaries/put-clean-energy-at-the-heart-of-stimulus-plans-to-counter-the-coronavirus-crisis

[5] BMF – Bundesministerium der Finanzen (2020): Corona-Schutzschild. Kampf gegen Corona: Größtes Hilfspaket in der Geschichte Deutschlands. Mitteilung vom 27.03.2020. https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Schlaglichter/Corona-Schutzschild/2020-03-13-Milliarden-Schutzschild-fuer-Deutschland.html;jsessionid=207532AEDA3C2E1DCB333EABA7F1A51B.delivery2-replication

[6] WBGU – Wissenschaftlicher Beirat für Globale Umweltfragen (2019): Unsere gemeinsame digitale Zukunft. Kernaussagen. https://www.wbgu.de/fileadmin/user_upload/wbgu/publikationen/factsheets/fs7_2019/wbgu_fs1-2019.pdf. Hauptgutachten: https://www.wbgu.de/de/publikationen/publikation/unsere-gemeinsame-digitale-zukunft

Verfasserinnen:

Dr. Dorothea Schostok & Franziska Nagel, Wuppertal Institut
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von Wuppertal Institut