Lastenrad statt LKW
Brot aus Hamburg, Honig aus der Lüneburger Heide und Marmelade aus der Elbmarsch. Mit seinem Lastenrad legt Lars Stemmler jedes Jahr mehrere tausend Kilometer kreuz und quer durch Norddeutschland zurück und transportiert Bio-Lebensmittel für eine Einkaufsgemeinschaft aus Bremen. Geld verdient er mit seiner Initiative longdistance-cargocycling.org nicht. Vielmehr möchte Lars Stemmler dazu anregen, die eigenen Konsumgewohnheiten ganz grundsätzlich zu überdenken. Waren vom anderen Ende der Welt sind heutzutage innerhalb weniger Tage wie selbstverständlich verfügbar. Der enorme logistische Aufwand, der dafür notwendig ist, rückt oft in den Hintergrund. Regional produzierte Lebensmittel, die CO-2 neutral per Fahrrad transportiert werden, sind Lars Stemmlers Gegenentwurf. Und der kommt an. Seine Abnehmerinnen und Abnehmern kommen gerne immer wieder auf seine Inititative zurück: „Oft höre ich die Frage: Wann fährst Du wieder?“ berichtet er. Für seinen jüngsten Auftrag hat er 48 Gläser Honig an eine Bremer Unternehmensberatung geliefert und dafür insgesamt etwa 1.000 km zurückgelegt. Der Geschäftsführer möchte die Gläser zu Weihnachten an seine Kundinnen und Kunden verschenken. Für Lars Stemmler ist das eine Bestätigung: „Wir zeigen den Menschen auf unsere Weise, wie mit kleinen Aktivitäten Veränderungen erprobt werden können, und wollen sie damit anregen. Das ist eine große Anerkennung für mich.“
Natürlich kann ein Lastenfahrrad keinen LKW ersetzen, aber Lars Stemmler ist überzeugt: „jeder kann seinen Beitrag leisten, ohne dass wir auf die Änderung der politischen Rahmenbedingungen warten müssen“. Und mit dieser Haltung ist er nicht allein. Im vergangenen September transportierte eine ganze Lastenrad-Staffel Kaffee von einer Rösterei in Hamburg in das über 250 km entfernte Münster. Ein Teil der transportierten Bohnen war zuvor per Segelschiff in Hamburg angekommen - ein emissionsfreier Transport von Zentralamerika bis Nordrhein-Westfalen. Mehrere Initiativen konzipieren bereits den Bau und Betrieb größerer Frachtsegelschiffe.
Wer selbst Interesse hat, Waren emissionsfrei per Lastenrad zu transportieren, dem empfiehlt Lars Stemmler, sich zunächst ein Netzwerk aufzubauen: „Freundinnen, Kolleginnen und Bekannte sind alles potentielle Abnehmer“. Geeignete Fahrräder kann man sich in vielen Städten mittlerweile ausleihen und kürzere Strecken, zum Beispiel zum Hofladen im Nachbarort, erleichtern den Einstieg.
Lars Stemmler und sein Lastenrad demonstrieren nicht nur, dass klimaschonende Transportmethoden funktionieren können, sie schaffen auch ein Bewusstsein für den logistischen Aufwand, der hinter unseren Lebensmitteln steht. Eine gute Anregung, den eigenen Konsum zu überdenken, ihn vor allem regionaler und langsamer zu gestalten.