Wir brauchen lösungsorientierte Forschung, um die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschenden und Praxispartnern ist erforderlich, um die nachhaltigkeitsbezogenen Herausforderungen unserer Gesellschaft anzugehen.
Transdisziplinäre Forschung bindet Praxispartner, wie Vereine oder Kommunen, frühzeitig in die Konzeption und Durchführung neuer Forschungsprojekte ein. Immer mehr Forschungsförderer setzen sich für diese partizipative Art der Forschung ein. Allerdings ist es ein großer Schritt, die Pfade der klassischen Forschungsförderung zu verlassen und die Einbindung von Praxispartnern innerhalb der Förderrahmen zu ermöglichen. Normalerweise richtet sich die Forschungsförderung an Forschungsinstitute und Wissenschaftler*innen.
Wie können also Ressourcen für Praxispartner eingebracht werden? Und, wie können Forschungsvorhaben begutachtet werden, wenn sich die Forschungsfrage nicht nur aus der wissenschaftlichen Literatur herleiten lässt? Diese und weitere Fragen stellen sich, wenn Forschungsförderer sich für transdisziplinäre Forschung stark machen.
Forschung für Nachhaltigkeit in und mit Afrika
Ein Teil der deutschen Forschungsförderung zielt auf die Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele im Globalen Süden ab. Die Gelder, die für Forschung in und mit Afrika zur Verfügung gestellt werden, fallen größtenteils unter das breite Dach der Nachhaltigkeitsforschung. In diesem Rahmen wird oft ein transdisziplinärer Forschungsansatz vorausgesetzt. Allerdings ist im Kontext der Nord-Süd-Kooperation die angemessene Einbindung lokaler Praxispartner in der Forschung noch schwieriger. Es müssen nicht nur Hürden zwischen Forschenden und Praxispartnern, sondern auch zwischen dem Globalen Norden und Süden überwunden werden. Gleichzeitig ist das Stärken globaler Partnerschaften im SDG 17 festgelegt und damit inhärent für das Erreichen der Nachhaltigkeitszielen.
Dialog zu Best Practices in der Forschungsförderung
Im Rahmen des vom BMFTR (Bundesministerium für Bildung und Forschung) finanzierten INTERFACES-Projekts hat das Internationale Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg einen Dialog zwischen deutschen und afrikanischen Forschungsförderern, Forschern und Praxispartnern organisiert, um der Frage nach geeigneten Förderbedingungen nachzugehen. Dabei wurden Projekte aus dem Bereich der nachhaltigen Landnutzung in Afrika unter die Lupe genommen und sowohl positive als auch negative Erfahrungen geteilt. Von der Ausschreibung bis zur Evaluierung eines Forschungsprojektes gibt es Maßnahmen, die Förderer ergreifen können, um das Verfahren auf transdisziplinärer Forschung zuzuschneiden. Die Ergebnisse des Dialogs liegen nun vor und werden demnächst als Policy Brief veröffentlicht.
Vielversprechende Ansätze
Mehrere Forschungsförderer setzen sich aktiv dafür ein, Partizipation nicht nur als bloßes Kriterium in der Ausschreibung zu erwähnen, sondern auch die erforderlichen Rahmenbedingungen zu schaffen. Oft stehen bestehende Strukturen im Weg, daher gelingt es einigen Förderern besser als anderen, die Förderrahmen umzudenken. Es haben sich verschiedene Maßnahmen herauskristallisiert, die die geplante Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Praxis erleichtern würden. Wir stellen hier vier wichtige Punkte dar.
1. Langfristige Zusammenarbeit zwischen Förderern
Die Zusammenarbeit von Förderern aus dem Forschungsbereich und aus der internationalen Zusammenarbeit sollte angestrebt werden, um die Förderung über einen längeren Zeitraum zu gewährleisten. Dabei könnten sich die Forschungsförderer stärker den Forschungsphasen widmen, während die Förderer der internationalen Zusammenarbeit sich mehr in die Implementierungsphasen einbringen.
2. Gerechte Verteilung der Fördermittel
Die Verteilung der Fördermittel über das transdisziplinäre Forschungsteam sollte die Verantwortung und Aufgaben der jeweiligen Partner stärker berücksichtigen. Es müssen mehr Gelder für die Durchführung von partizipativen Formaten und die Vergütung von Praxispartnern bereitgestellt werden, was durchaus stark auf den Schultern afrikanischer Partner ruht.
3. Inklusive Gestaltung des Förderantragsprozesses
Es sollen Fördermittel für die kollaborative Entwicklung eines Förderantrags über einen Zeitraum von sechs bis zwölf Monaten bereitgestellt werden, um die Einbeziehung von Praxispartnern und eine erfolgreiche Zusammenarbeit sicherzustellen.
4. Berücksichtigung transdisziplinärer Forschungs-Kriterien
Bei dem Auswahlverfahren sollten klare Kriterien zur Bewertung der geplanten Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis miteinbezogen werden.
Die oben genannten Maßnahmen werden zum Teil bereits umgesetzt. Allerdings müsste noch einiges passieren, um dies als neuen Standard für transdisziplinärer Forschung im Nord-Süd-Kontext zu bezeichnen. Der Dialog hat gezeigt, dass Förderer viel voneinander lernen können, um ihre Förderbedingungen an die partizipative Forschung anzupassen.
Dr. Eefje Aarnoudse, Internationales Zentrum für Nachhaltige Entwicklung (IZNE) der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg